Um die MIT.BUS-Flotte immer sicher mit umweltfreundlichem Treibstoff betanken zu können, haben die Stadtwerke Gießen ihre Erdgastankstelle auf dem Werksgelände in der Lahnstraße erweitert.
Gießen. Erdgas als Treibstoff – in Gießen ist das schon seit 2006 Realität. Seinerzeit begann die MIT.BUS, die Nahverkehrstochter der Stadtwerke Gießen (SWG) damit, Erdgasbusse anzuschaffen und so den Ausstieg aus dem Dieselbetrieb zu beginnen. „Inzwischen fahren wir schon fast ein Jahr nahezu CO2-neutral mit Bioerdgas“, freut sich Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG, anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme der erweiterten Erdgastankstelle auf dem Werksgelände in der Lahnstraße. Tatsächlich verfügen seit März 2019 alle 54 von der MIT.BUS eingesetzten Fahrzeuge über den alternativen Antrieb. „Verglichen mit herkömmlichen Dieselfahrzeugen spart allein die MIT.BUS-Flotte pro Jahr rund 55.000 Tonnen CO2 ein“, erklärt Matthias Funk, Technischer Vorstand der
SWG. Stadträtin Gerda Weigel-Greilich ergänzt:
„Die Stadt weiß dieses Engagement der SWG und der MIT.BUS zu schätzen.“ Fakt ist: Nur wenige deutsche Städte können einen praktisch CO2-neutralen öffentlichen Personennahverkehr vorweisen. Und genau dabei spielt der Erdgasantrieb eine zentrale Rolle. Denn Bioerdgas als Treibstoff ist aktuell die einzige CO2-neutrale Alternative im Nutzfahrzeugbereich, die praxistaugliche Reichweiten ermöglicht.
Mit dem Ausbau der eigenen Tankstelle, der die Betankungskapazität verdoppelt, gehen die SWG den nächsten logischen Schritt. Das sorgt für zweierlei: von rund zehn auf etwa sechs Minuten verkürzte Tankvorgänge und – was viel wichtiger ist – Redundanz für den Notfall. Selbst wenn eines der jetzt zwei Systeme komplett ausfällt, genügt das andere, um den Busbetrieb aufrechtzuerhalten. „Diese Sicherheit war uns ein wichtiges Anliegen“, führt Matthias Funk aus.
Vom Speicher in den Tank
Um brauchbare Mengen Erdgas oder Bioerdgas in
einen Tank zu bekommen, gilt es, den gasförmigen Treibstoff zu verdichten. Deshalb verfügt jede Erdgastankstelle über eine Verdichtereinheit, die das Erdgas unter hohem Druck in Speicherflaschen presst. Von hier aus gelangt das Gas dann über den Zapfhahn in die Fahrzeugtanks. Bei einem Bus sind das durchschnittlich 160 Kilogramm pro Füllung. Diese Menge reicht aus, um zwischen 350 und 380 Kilometer zurückzulegen – je nach Streckenprofil und Auslastung des Fahrzeugs.
Limitierender Faktor für die Leistungsfähigkeit einer Erdgastankstelle ist also die Verdichtereinheit. Folgerichtig setzt die Erweiterung genau an dieser Stelle an. „Die vorhandene Speicherbank genügt unseren Anforderungen nach wie vor. Deshalb mussten wir nur eine zweite Verdichtereinheit ergänzen“, bringt es Mathias Carl, Geschäftsführer der MIT.BUS, auf den Punkt.
In seiner Konstruktion unterscheidet sich die neue Einheit von der vorhandenen: Ihre Verdichtungskolben sind nicht v-förmig, sondern sternförmig angeordnet. „Das wirkt sich positiv auf die Laufruhe aus und minimiert Leistungslöcher“,
weiß Matthias Funk. „Wir haben uns einmal mehr für eine gleichermaßen effiziente wie robuste Lösung entschieden.“
Schon im Dezember fertig
Wegen ihrer nicht zu unterschätzenden Komplexität braucht der Aufbau einer solchen Tankanlage seine Zeit: Im Mai 2019 begannen die Arbeiten. Nach der TÜV-Abnahme am 10. Dezember 2019 ging das System in den Probebetrieb.
Insgesamt investierten die SWG rund 900.000 Euro in die Erweiterung der Tankanlage. Von der profitiert aber nicht nur die MIT.BUS, sondern auch das Mutterunternehmen, die SWG selbst. „Wir haben bei den Stadtwerken über 100 Pkw und Nutzfahrzeuge mit Erdgasantrieb im Einsatz“, erklärt Jens Schmidt. Nicht zuletzt können private Erdgasfahrer und Betreiber erdgasbetriebener Nutzfahrzeuge in der Lahnstraße CO2-neutrales Bioerdgas tanken und schon heute einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrswende leisten.